80 Kilogramm wiegt das Fahrrad, auf dem Heinz sein Hab und Gut transportiert. Susanne Maske
Ich bin ein sehr ordentlicher Mensch, sagt Heinz, auch wenn ich im Wald oder auf der Wiese übernachte. Susanne Maske
Es ist kalt geworden in den letzten Tagen. Im Julius Itzel Haus in Bruchsal finden jene Obdachlose fachliche Unterstützung, die mit "besonderen sozialen Schwierigkeiten" zu kämpfen haben. Heinz ist seit Oktober tagsüber hier in der Wärmestube, wo er sich waschen, etwas kochen und sein Laptop anschließen kann, nachts schläft er im Wald. Da draußen gebe es keinen Streit und ihm würden keine Sachen geklaut, sagt er. Derzeit werden hier 34 Menschen stationär und 35 ambulant betreut. 30 Personen sind im Betreuten Wohnen untergebracht. Im Jahresdurchschnitt sind es bis zu 700 Personen, die unsere Dienste aufsuchen", erklärt Miriam Şahin, die Bereichsleiterin des Julius Itzel Hauses und Mitarbeiterin der Caritas Bruchsal. Wer in der stationären Einrichtung wohnen will verpflichtet sich zur Teilnahme an einer sozialpädagogischen Maßnahme, die das Ziel hat, etwas an der eigenen Situation zu ändern. Die Bewohner finden geordnete Rahmenbedingungen und erhalten ein Taschengeld von 109 Euro im Monat. Dafür müssen sie in der Küche oder Werkstatt mitarbeiten, sich in die Gemeinschaft einfügen und abends vor 22 Uhr wieder im Haus einfinden. "Oftmals hat diese Menschen etwas aus der Bahn geworfen, sie sehen für sich keine Perspektive und landen dann auf der Straße", sagt Miriam Sahin. Auch Heinz lebt nicht freiwillig als Wohnungsloser. Der gebürtige Niedersachse und gelernte Maurer war acht Jahre bei der Bundeswehr und wurde sogar in den USA ausgebildet. 1990, nach der Wende, seien viele Zeitverträge der Soldaten nicht verlängert worden. Mit seiner Abfindung hat er für seine vierköpfige Familie ein Haus gebaut. Als das Haus fertig war, lies sich seine Frau scheiden und er war wohnungslos. Ein alter Herr hatte eines Tages zu ihm gesagt: "Komm doch ein paar Tage mit". Das ist 23 Jahr her. Seitdem ist er mit seinem Fahrrad unterwegs. Einmal fuhren er und sein Kumpel im Winter mit den Fahrrädern über die Alpen bis Südfrankreich. Inzwischen ist er im Winter hier, ab Mitte März geht es Richtung Bodensee. Aus seiner Bundeswehrzeit kennt er noch einige Leute, für die er gelegentlich arbeiten kann. Mit dem Geld hat er sich einen gebrauchten Computer gekauft. Er kommuniziert über E-Mail und verbringt damit seine Zeit in der Wärmestube, wenn er nicht gerade beim Putzen hilft. Er sei ein sehr ordentlicher Mensch. Selbst der Mülleimer bei der Grillhütte, vor der er manchmal schlafe, erhalte immer eine Mülltüte. Sein "Hausstand" passt in die Fahrradtaschen, die er sich im Sonderangebot beim Discounter geholt hat. 80 Kilo bringt das Fahrrad auf die Waage. Die Kälte krieche schon ganz schön in die Knochen, sagt der heute 54-Jährige fast entschuldigend und zeigt auf sein hinkendes Bein. Bis zum 90sten werde er das wohl nicht machen können.
Das Julius Itzel Haus nimmt Männer und Frauen auch mit Hunden auf. Minderjährige und Kinder finden in gesonderten Einrichtungen Obhut. Die weiblichen Obdachlosen sind mit 25 Prozent eine Minderheit. "Die Frauen fühlen sich hier in der Wärmestube unter den vielen Männern nicht wohl, zumal sie in der Vergangenheit oft Opfer von Gewalt geworden sind oder sie gehen schnell eine Beziehung mit einem Mann ein, um sich zu schützen", erklärt Miriam Şahin. Deshalb will das Julius Itzel Haus in einem frei gewordenen Nebengebäude eine kleine ambulante Fachberatung mit Wohnbereich, Küche und Aufenthaltsraum für obdachlose Frauen einrichten. "Wir haben Fördermittel beantragt, sind für die Realisierung aber auch auf Spenden angewiesen", so Şahin. Langfristig sollen auch Ehrenamtliche in die Betreuung obdachloser Frauen eingebunden werden.
Spendenkonto bei der Sparkasse Kraichgau, IBAN: DE12 6635 0036 0000 1281 33, BIC: BRUSDE66XXX, Verwendungszweck: obdachlose Frauen