Innenstadt Rathaus 01: In der Blumenstraße 3 befand sich das erste Wohnheim für WohnungsloseStadtarchiv Bruchsal
Heute ist das Julius Itzel Haus eine etablierte Facheinrichtung für wohnungslose Menschen. Der Gebäudekomplex links im Bild wird für die Betreuung wohnungsloser Frauen ausgebaut.Caritas
Heute ist das Julius Itzel Haus eine etablierte Facheinrichtung für wohnungslose Menschen. Der Gebäudekomplex links im Bild wird für die Betreuung wohnungsloser Frauen ausgebaut. Caritas
"Was die wohnungslosen Menschen hier finden, sind Anerkennung und Struktur", sagt Miriam Sahin, die Leiterin des Julius Itzel Hauses in Bruchsal, das am Donnerstag, den 23. Juni, sein 20jähriges Bestehen feiert. Aus der Wanderherberge mit fünf Schlafplätzen, die sich bis Ende der 80er Jahre in der Blumenstraße Nummer 3, hinter dem Rathaus befand, ist eine etablierte Facheinrichtung geworden. Heute leben im Schnitt 30 wohnungslose Männer und Frauen in der Einrichtung, ganz im Sinne des Stiftungsvaters Julius Itzel. Julius Itzel gab sein Vermögen in eine Stiftung, mit der er insbesondere innovative Projekte in der Seniorenarbeit, der Unterstützung von Kindern, Menschen in Notsituationen und Tierschutzprojekte förderte.
Wer als Obdachloser in die Einrichtung kommt findet in der Tagesstätte einen geschützten Bereich, der Grundsätzliches wie Verpflegung, Koch-, Wasch- und Duschgelegenheiten, Kleiderkammer, PC und Tageszeitungen bietet. Außerdem ermöglicht die Umgebung zwanglose Gespräche, die einer Ausgrenzung entgegenwirken. Damit ist die Tagesstätte die einzige dieser Form im ganzen Landkreis. Ihr ist eine ambulante Fachberatungsstelle angeschlossen, die im Bedarfsfall in weitergehende sozialpädagogische und therapeutische Betreuungsangebote vermittelt. Wer stationär im Julius Itzel Haus bleibt, der arbeitet bis zu 20 Stunden pro Woche mit, ob in der Küche, beim Einkauf, in der Caféteria oder bei Reparaturarbeiten in der Werkstatt und im Garten. "Was und wie viel gearbeitet wird, ist Ergebnis einer engen Abstimmung mit den Klienten", sagt Arbeitsanleiter Hans Of.Es gelte vorhandene Kompetenzen ohne Druck zu fördern. Das führe unweigerlich zu Erfolgserlebnissen und zum Aufbau einer klaren Tagesstruktur. Am Ende steht immer die Eingliederung in die Gesellschaft als Ziel. Derzeit baut das Julius Itzel Haus seine Betreuungsmöglichkeiten explizit für obdachlose Frauen aus. In einem kleineren Gebäudetrakt gegenüber der Einrichtung entstehen vier Einzelzimmer für Frauen, eine Tagesstätte und eine ambulante Beratungsstelle. "Frauen, die auf der Straße leben, haben oft Gewalt erfahren, deshalb ist ein von den Männern getrennter Rückzugsbereich sinnvoll", sagt Miriam Sahin. Die Baumaßnahmen sind bereits genehmigt und sollen von Juli bis Herbst laufen. Für die Finanzierung werden aber noch Unterstützer gesucht. Deshalb gibt es am Tag der offenen Tür, am 23. Juni, eine Aktion, bei der Besucher handgefertigte symbolische Backsteine aus Holz ab 20 Euro erstehen können. Ab 13 Uhr werden Hausführungen, Kaffee und Kuchen angeboten, um 17 Uhr der Grill angeworfen und ab 18 Uhr spielt die Band "People are People" im Hof des Julius Itzel Hauses. In einer Ausstellung können sich Interessierte über die Entwicklung der Wohnungslosenhilfe ab 1946, bis zur differenzierten fachlichen Betreuung heute, informieren.
Kasten: Ab 1946 baute der Caritasverband Bruchsal die Wohnungslosenhilfe gemeinsam mit der Stadt und dem Landkreis kontinuierlich auf. Aus einer Volksküche und Kleiderkammer wurde die "Wandherberge" in der Blumenstraße 3. Als die Stadt 1989 die Einrichtung aus organisatorischen Gründen schloss, bot sich dem Caritasverband die Möglichkeit zur Entwicklung in eine "Facheinrichtung für Nichtsesshafte", die vom Diözesanverband der Caritas wohlwollend begleitet wurde. Unter Bürgermeister Bernd Doll gelang 1992 der Durchbruch mit dem über 5.000 Quadratmeter großen Grundstück an der damaligen Murgstraße, das die Stadt der Caritas zur Verfügung stellte. Dank der Unterstützung durch die Julius Itzel Stiftung, deren Ziel es ist, den Menschen am Rande der Gesellschaft ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, konnte damals ein zukunftsweisendes und innovatives Konzept umgesetzt werden.